AVALON-Törn 2006
 
Flensburger Förde
und Ostsee

 

 

 



Auszug aus dem Schiffstagebuch der Segelyacht “AVALON”
 

 

 

 

Törndaten:
 
19. August bis 2. September 2006
 
gesegelte Gesamtstrecke
von “AVALON” ca. 180 sm
[Karte siehe hier]


Teilnehmer:
 
Reinhard und Gaby
 


Yacht:
 
“AVALON”
 
Typ  TES 678 BT
Länge: ca. 7 m
Breite: 2,50 m
Gewicht: ca. 1,6 t
Segelfläche: ca. 22 m²
Motor: AB 8 PS


 

Zwei Wochen zwischen Förde und Schlei


Der erste größere Törn mit unserer neuen „AVALON“ führte uns im August 2006 an die Flensburger Förde. Mit einem geliehenen VW-T5-Transporter (europcar ca. 160 Euro/Tag bei Einwegmiete, hätte auch ein Touareg oder ein ML280 sein können) haben wir „AVALON“ nach Flensburg gebracht. Dank des sehr netten und hilfsbereitenKranen in Flensburg-Sonwik Hafenmeisters von Sonwik konnten wir noch am Samstag abend kranen und bekamen einen guten Liegeplatz. Der Hafen ist modern, hat saubere WC's und Duschen, für die mit einer Chipkarte 1 Euro für 5 Minuten zu zahlen sind. Am Hafen ist eine Pizzeria und ein Cafe, wo man für den nächsten Morgen Brötchen (Stück 50 Cent) vorbestellen kann. Leider gibt es in dieser 4-Sterne-Marina keine Möglichkeit, ein PortaPotti vorschriftsmäßig zu entsorgen – ist auf größeren Schiffen vermutlich kein Thema, und 22 Füße gehören hier zu den selteneren Exemplaren.


Am Ankunftswochenende fand in Flensburg die "nautics" statt, eine Art GroĂźseglertreffen wie die Hansesail in Rostock oder die Sail Bremerhaven, nur etwas kleiner eben. Begegnung der Jahrhunderte

Wir konnten am Sonntag nach dem Aufriggen und Boot-klarmachen nachmittags mitten in die Parade "rein"- oder besser "mit"-segeln und sind zwischen Grosseglern, Hansekogge und vielen sonstigen Traditionsseglern die halbe Förde mitgefahren. So nahe waren wir noch nie am Geschehen.

Die nächsten Tage standen verschiedene Ziele der Förde auf dem Programm, unter anderem die Ochseninseln auf der dänischen Seite, die wir bei leichten Winden gut erreichten. Die Ansteuerung ist nicht ganz einfach, ein gutes Handbuch sollte schon zu Rate gezogen werden, aber es lohnt sich. Ohne Tonnen(!), nur nach der Beschreibung steuert man solange von NO die Inseln an, "bis man im klaren Wasser den Grund sehen kann", dann ein kurzes Stück nach Backbord und man hat den Anlegesteg vor sich.
Die malerischen Ochseninseln sind ein Muss!
Klasse, genau so war es. Als wir den Grund sehen konnten, waren wir schon ein Stückchen zu weit und die Wassertiefe nahm rapide ab. Bei etwas über einem Meter Tiefe, hochgezogenem Schwert und vorsichtshalber schon gelöstem Ruderblatt (damit das bei Berührung hochklappen konnte) sah man, wie das Ruderblatt wie in einem Aquarium ganz knapp über dem Grund schwebte. Wir fuhren mit Motor "Schrittgeschwindigkeit" und genossen die glasklare Aussicht auf den mit Muscheln bewachsenen Meeresgrund mit seinen Seesternen und den dazwischen umherschwimmenden Fischen. Ein echtes Erlebnis!

Ein Zwischenstopp in Schausende bescherte uns einen gemütlichen kleinen Hafen in einer ländlichen Umgebung, wo man mindestens 3 km laufen muss,Kaiserwetter in Schausende um zum nächsten Laden zu gelangen. Brötchen kann man allerdings beim Hafenmeister vorbestellen und ein kleines Restaurant ist ebenfalls vorhanden. Ähnlich sieht es bei Gelting Mole aus, wo im Hinterland ebenfalls "tote Hose" angesagt ist. Allerdings gibt es einen kleinen Laden, der sogar ein paar Stunden am Tag geöffnet ist. Manchmal jedoch ist dort sogar etwas los. Bei unserem Besuch war es ein Pferd, das los war. Irgendwo zwischen Laden und Hafen Schausende lief uns ein gesatteltes Pferd in die Arme – leider ohne Reiter. Gaby hat Ahnung von Pferden, also kurzerhand das Tier eingefangen und dann… Ja dann hatten wir ein Pferd an der Leine. Irgendwo im Niemandsland zwischen drei Häusern und Wiesen. Glücklicherweise liefen wir einige Minuten später der Besitzerin in die Arme, die hinter ihrem entflohenen Reittier hinterherhechelte.Die Ostsee kommt näher

Grundsätzlich kann man auf der Flensburger Förde hervorragend segeln. Die Innenförde bis Holnis ist relativ geschützt und deshalb sind auch Wind und Wellen gut erträglich. Hinter Holnis wird die Förde offener und man bekommt mehr Gefühl für das, was einen auf der Ostsee erwarten kann. Wind und Wellen können hier schon ganz schön heftig werden und wenn man gegenan aufkreuzen muss, wirds lästig. Wir mussten auf dem Rückweg bei rund Windstärke 4 gegenan und haben nach halber Strecke den Jockel angeworfen - es machte einfach keinen Spass mehr, stundenlang immer das gleiche Ufer nur zentimeterweise vorbeistreichen zu sehen.

Auf unserem Weg zur Schlei durften wir ebenfalls kreuzen. Bei ganz schwachen Winden aus SO benötigten wir über 8 Stunden, um von Gelting Mole bis Kappeln zu kommen. Es war todlangweilig und meine Skipperin hätte mich fast kielgeholt. Bei nächsten mal werden wir wohl früher den eisernen Wind anwerfen. Zum Vergleich: Den Rückweg mit Wind aus SW und Stärke 5 (im Hafen sagte man uns, es wären auch 6 gewesen) und Wellen von bis zu 1,5 m Höhe haben wir mit einem Reff im Segel von Kappeln bis Horuphav in ca. 4 Stunden hinter uns gebracht. Zeitweise sind wir dabei mit über 7 kn über die Wellen gesurft; uns kam es jedenfalls fürchterlich schnell vor. Und es hat Spass gemacht.
Von hier aus gehts 22 sm durch die Schlei ins Landesinnere
In Kappeln lagen wir im Stadthafen direkt vor der Klappbrücke, ungeschützt gegen Wellen von vorbeifahrenden Schiffen, die von hinten unter das Heck scheppern und ausserdem war es der teuerste Liegeplatz von allen - 15 Euro pro Nacht. Toiletten und Duschen gibts nur in Notlösungscontainern, relativ sauber zwar, aber sehr ungemütlich. Man wartet vermutlich darauf, dass ein Investor das ehemalige Speichergelände vor dem Hafen mit der erforderlichen Infrastruktur bebaut. Der große Vorteil von Kappeln ist allerdings, dass man hier "mitten in der Stadt" liegt. Alles ist in erreichbarer Nähe, Markt und Trubel finden direkt vor den Schiffen statt. In Kappeln

Aufpassen muss man beim Anlegen! Je nach Windrichtung steht hier ein ungemütlicher Strom quer zu den Liegeplätzen, die für mindestens 12m-Boote gut geeignet sind. Mit unseren Booten muss man jedenfalls ganz schön lange Leinen haben, um an den Pfosten hinten festmachen zu können. Und der Strom drückt einen manchmal dermassen seitlich gegen die Pfosten, dass man Mühe hat, um diesen herum gerade in die Box zu kommen.

Wir hatten auf der Rückfahrt großes Glück, dass gerade in dem Augenblick, als wir in die Box wollten, Karin und Karl-Heinz aus unserem TES-Internet-Forum uns erkannten und beim Festmachen behilflich waren. Die beiden waren mit ihrer TES550 "Nasenbär" auch auf der Schlei unterwegs und waren nebenan im Hafen der Werft Hennigsen und Steckmest. Wir haben den Abend bei Rotwein ausklingen lassen und uns hervorragend unterhalten.

In Missunde waren wir mit Carsten und seiner Familie, die ebenfalls eine TES segeln, verabredet und verbrachten einen schönen Nachmittag, bei dem wir viele Erfahrungen und Tips austauschen konnten. In Missunde liegt man am besten vor dem Fährhaus, einem Restaurant mit einer umfangreichen Speisekarte - allerdings nicht ganz billig. Brötchen gibts hier auch, allerdings halb so groß wie in Flensburg aber genauso teuer. Während unserer Liegezeit in Missunde gabs im Radio die Meldung, dass die Brücke in Lindaunis defekt sei, und deshalb für EisenbahnLindaunis, technisches Museum in Betrieb, Autos und Schiffe komplett gesperrt sei. Wir bereiteten uns schon seelisch darauf vor, den Mast legen zu müssen, um wieder zurück zu kommen, aber hinterher war die Brücke glücklicherweise doch wieder in Betrieb und wir haben hinter der Brücke im Stadthafen übernachtet. Da gibts eine praktische Lösung für die Hafengebühren; man steckt 10 Euro in einen Umschlag, von denen einige im Toilettengebäude an der Bürotür des Hafenmeisters hängen und wirft diesen durch den Schlitz in dieser Tür. Fertig.

Im Lindauer Noor kann man ĂĽbrigens sehr gemĂĽtlich auf 2m Tiefe ankern. An drei Seiten von Land umgeben und relativ windgeschĂĽtzt haben wir dort zu mittag gegessen, gefaulenzt und sind nach dem Kaffee nach Missunde weitergefahren.


Zurück zur Flensburger Förde...

Auf der dänischen Seite sind wir auf dem Rückweg von der Schlei recht gut in Horuphav untergekommen. Ein gemütlicher kleiner Fischerort mit Supermarkt, Bank und kleinen Gässchen. Ausserdem kann man sehr schön am Ufer längs spazieren gehen, uralte Lindenbäume bestaunen und wenn Zeit bleibt, auch in der Bucht von Kaegnes ankern. Leider hatten wir zum Ankern dort keine Zeit mehr, 14 Tage sind leider schnell vorbei - und zum Baden war das Wetter auch nicht optimal.
Schloss Sonderborg
Aber in Sonderborg waren wir noch. Ein Yachthafen vor der Stadt, 20 Minuten bis zum Zentrum mit allem, was eine groessere Kleinstadt zu bieten hat. Uns hat es dort ebenso wie in Horuphav gut gefallen. Nur mit den dänischen Fahrplänen des ÖPNV standen wir auf Kriegsfuss - ziemlich undurchsichtig das Ganze. Nachdem wir in Horuphav fast eine Stunde lang auf den Bus gewartet haben, der in dieser Zeit eigentlich schon hätte zweimal hier vorbeikommen müssen, aber nur in Gegenrichtung gesichtet wurde und ein haltender Bus ganz woanders hinfuhr, beschlossen wir, Sonderborg mit dem Schiff zu besuchen.

Alles in Allem waren 14 Tage eigentlich zu kurz. Wir wären gerne noch länger geblieben - im Ganzen und in den einzelnen Häfen. Nicht in allen, aber in einigen. Häfen, die nur aus einem HafenmeisterbĂĽro bestehen, sind ziemlich langweilig; interessant sind Häfen, bei denen es im Hinterland auch etwas zu gucken gibt, sei es eine Stadt, oder sonstwas besonderes.  Bei unserem nächsten Törn werden wir uns die Hafenstädte vorher etwas genauer ansehen und auch mal zwei Tage in einem solchen Hafen einplanen.

Es war ein wunderbarer erster größerer Törn auf dem eigenen Schiff. Das Wetter war gut, die Gegend hat uns sehr gut gefallen – wir kommen wieder an die Ostsee. 
Abendstimmung auf der groĂźen Breite

 

 

 



 

 

 

 



©
Reinhard Glotzbach