AVALON-Törn 2007
 
Rund RĂŒgen

 

 

 



Auszug aus dem Schiffstagebuch der Segelyacht “AVALON”
 

 

 

 

Törndaten:
 
7. Juli bis 28. Juli 2007
 
gesegelte Gesamtstrecke
von “AVALON” ca. 144 sm
[Karte siehe hier]


Teilnehmer:
 
Reinhard und Gaby mit “AVALON”
 
Bernhard und Andrea mit “TINKA”
 
Joachim und Susanne mit “MISTRAL”


Yachten:
 
“AVALON” und “MISTRAL”
 
jeweils Typ  TES 678 BT
LĂ€nge: ca. 7 m
Breite: 2,50 m
Gewicht: ca. 1,6 t
SegelflĂ€che: ca. 22 mÂČ
Motor: AB 8 PS / 10 PS

“TINKA”
 
Typ: Flying Racer
LĂ€nge: ca. 7,80 m
Breite: 2,50 m
Gewicht: ca. 2,5 t
SegelflĂ€che: ca. 25 mÂČ
Motor: Einbaudiesel 10 PS
 

Nach rund 10 Stunden Fahrt ohne grĂ¶ĂŸere Staus erreichten wir mit "AVALON" (unserer TES 678BT) und "TINKA" (die Flying Racer von Bernhard und Andrea) Samstag nachmittag Stralsund. Vor dem RĂŒgendamm gabs dann doch noch die (hier anscheinend ĂŒbliche) Wartezeit, bis wir zum Hafen des WSZ DĂ€nholm Nord einbiegen konnten. Die Zufahrt hĂ€tte genausogut zu einem verwilderten Schrottplatz fĂŒhren können - Ankunft in Stralsundnur gut, dass wir dann neben dem staubigen, schlaglochĂŒbersĂ€hten Weg im hohen Gras ein halb zugewachsenes Schild entdeckten, das uns zeigte, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

Uns erwartete ein Hafen, der nicht modern, luxuriös und schickimicki war, sondern einfach und zweckmĂ€ĂŸig, aber mit allem ausgerĂŒstet war, was man so brauchte. Der neue (nach Info des Hafenmeisters noch nicht ganz bezahlte) Kran war das modernste, was es hier gab. Mehrere Segelvereine haben sich hier auf dem GelĂ€nde eines ehemaligen MilitĂ€rlagers zusammengetan und betreiben jetzt gemeinsam den Hafen. Sogar eine kleine GaststĂ€tte findet sich im HafengebĂ€ude, wo man gut und preiswert essen kann - leider macht die recht frĂŒh Feierabend, so dass man abends nichts mehr davon hat. Die SanitĂ€ranlagen sind ordentlich und sauber, sogar eine Entsorgungsmöglichkeit fĂŒr Chemietoiletten ist vorhanden.

WĂ€hrend wir unsere Schiffe "auspackten", traf auch die "MISTRAL" (eine TES678BT von Joachim und Susanne) ein. In der nĂ€chsten Stunde waren alle gut damit beschĂ€ftigt, die Schiffe fĂŒr zwei/drei Wochen reisefertig zu machen. Viele Utensilien, die aus GewichtsgrĂŒnden im Zugfahrzeug mitgebracht wurden, mussten umgelagert, und die Aussenborder angebracht werden. Wir hatten noch unseren Leihwagen in Stralsund abzugeben (europcar hatte uns diesmal einen Jeep Cherokee vermietet, der die TES locker - jedoch mit entsprechendem Spritverbrauch - hierhin gezogen hatte); und freuten uns, dass uns trotzdem mit Bernhards Terracan ein Fahrzeug zum Rangieren auf dem GelĂ€nde zur VerfĂŒgung stand.

Im Laufe des Nachmittags traf dann auch der Hafenmeister ein, der was von "kranen - heute nicht" und "es wird Backsteine regnen" von sich gab. Zugegeben, es war heftig viel Wind, der da durch die Wanten pfiff, aber ins Wasser wollten wir schon heute noch. Nach ein wenig Blick auf AltefĂ€hrmiteinander plaudern stellte sich dann heraus, dass wir es mit einem sehr netten Hafenmeister zu tun hatten, der recht heftige SprĂŒche "drauf" hatte - man musste ihn zu nehmen wissen. Ohne Hektik und mit viel Zeit haben wir dann die Boote zu Wasser gelassen und zu den LiegeplĂ€tzen verholt. Im Laufe des Abend wurden dann die Masten gestellt, wir haben vorsichtshalber ("es wird Backsteine regnen") gleich unsere Zeltpersenning aufgebaut, und damit waren wir fertig fĂŒr den Törn.

Nach einer unruhigen Nacht - der Hafen liegt nicht besonders geschĂŒtzt und man hat eine Menge Schwell, der die Boote zu Schaukeln bringt - war am nĂ€chsten Tag immer noch zuviel Wind, um rausfahren zu können. Wir nutzten die Gelegenheit, einen Bummel nach Stralsund zu machen und sind bis zum Stadthafen gewandert. Zum FrĂŒhstĂŒck haben wir uns ĂŒber frische Brötchen gefreut, die Joachim schon frĂŒh am Morgen aus Stralsund besorgt hatte.

Als der Wetterbericht dann vernĂŒnftige VerhĂ€ltnisse (W 4-5) voraussagte, konnte uns jedoch Stralsund, RĂŒgenbrĂŒcke mit MISTRAL und TINKAnichts mehr halten. Zum Einstieg wollten wir bis Barhöft segeln, dort eine Nacht bleiben um am nĂ€chsten Tag nach Hiddensee weiterzufahren. Wind und Wetter waren jedoch so gut, dass wir unterwegs beschlossen, Barhöft links liegen zu lassen und direkt Vitte auf Hiddensee als Tagesziel auszuwĂ€hlen. Eine gute Entscheidung!

Wir hatten fast die ganze Strecke halben Wind aus westlichen Richtungen, mussten am Ausgang des Strelasunds etwas kreuzen und kamen gut durch die durch Tonnen sehr gut gekennzeichnetenMISTRAL Boddenfahrwasser bis nach Vitte.  Hier zeigte sich auch, dass man sich (wenn man sich gut vorbereitet hatte), durch die in den einschlĂ€gigen HandbĂŒchern oft zu findenden Hinweise auf enge Fahrwasser, flache Stellen usw. nicht bange machen lassen sollte. Die Tonnen sind gut sichtbar, liegen in vernĂŒnftigen AbstĂ€nden und die Fahrwasser sind so breit, dass man auch bei Begegnungen mit FĂ€hren und anderen Schiffen kein Problem hat - vorausgesetzt man hĂ€lt sich auf der richtigen Fahrwasserseite. Wenn nicht, kann man sich auch schon mal einen RĂŒffel eines FĂ€hrkapitĂ€ns ĂŒbers Megafon einfangen...

TINKAJoachim und Susanne waren nach 18 sm die ersten in Vitte-Langenort und haben uns ĂŒber Funk zu ein paar freien LiegeplĂ€tzen gewiesen, die ganz hinten im Hafen passend fĂŒr unsere BootsgrĂ¶ĂŸen nur auf uns gewartet hatten. Man liegt dort sehr geschĂŒtzt und ruhig. Der Hafen ist modern, sauber und hat sogar einen Grillplatz. Wasser gibts kostenpflichtig auf den Stegen, man kann es aber auch kostenlos kanisterweise von einem Wasserhahn vor dem Steg zapfen. Der Grillplatz kam uns gerade recht. Mit einem mitgebrachten Einweggrill, WĂŒrstchen und allerlei sonstigem schmackhaftem Zubehör haben wir einen gemĂŒtlichen Abend verbracht - und uns ein paar heftige MĂŒckenstiche eingefangen. Die Biester sind hier ziemlich angriffslustig und giftig. Stiche schwellen um ein mehrfaches grĂ¶ĂŸer an als man das von zu hause gewohnt ist und jucken auch viel lĂ€nger. Autan o.Ă€. und MĂŒckennetze vor allen Luken und Fenstern sollten bei einer Fahrt in diese GewĂ€sser nicht fehlen.

Der nĂ€chste Tag stand "zur freien VerfĂŒgung"...

Vitte-LangenortWir haben ihn zu einer Wanderung ĂŒber die Insel genutzt. Die obligatorischen SehenswĂŒrdigkeiten wie die "blaue Scheune" und das "Karusel" von Asta Nielsen liegen direkt in HafennĂ€he, können aber nur von außen besichtigt werden. Wir sind quer durch den Ort zur Westseite und sind am herrlich langen Strand in Richtung Kloster gewandert. Dort angekommen sind wir erst einmal dumm reingefallen, als wir uns das Heimatmuseum ansehen wollten. Alle Exponate, die Wissenswertes ĂŒber Hiddensee hĂ€tten erzĂ€hlen können, waren in irgendwelche Keller ausgelagert worden um Platz zu schaffen fĂŒr Bilder einer lokalen Malerin. Pech gehabt. Eintritt bezahlt fĂŒr GemĂ€lde, die zwar teilweise ganz nett anzuschauen waren, die uns aber nicht die Bohne interessiert haben.

Kloster an sich ist ganz nett, aber touristisch ziemlich ĂŒberlaufen. Das Gerhart-Hauptmann-Haus haben wir uns nicht angetan, dafĂŒr sind wir auf einem kleinen Weg in die HĂŒgel Richtung Dornbusch gewandert, bis wir einen großartigen Blick ĂŒber die ganze Insel Hiddensee werfen konnten. FĂŒr den RĂŒckweg haben wir uns eine Kutsche gemietet, mit der wir dann von zwei Pferden an Vitte vorbei mit einem Zwischenstop in der Heide bis nach Neuendorf gefahren sind. Der Kutscher hat einiges interessantes ĂŒber die Insel erzĂ€hlt, die Fahrt hat sich gelohnt.
Hiddensee

Neuendorf besteht im Wesentlichen aus einer Menge alter FischerhĂ€user, die in Reih und Glied auf die Wiese gebaut wurden; verbunden nur mit Fußwegen durch die Wiesen. Fast alle markiert mit alten geheimnisvollen Zeichen statt Hausnummern. Strand NeuendorfSieht aus der NĂ€he ganz interessant aus - auf einem Luftbild hatte ich das vorher fĂŒr eine geplante Feriensiedlung gehalten...

Das Beste an Neuendorf ist der Strand - noch etwas schöner als in Vitte; urtĂŒmlicher, wilder, mit schönerer Brandung. Beim nĂ€chsten Törn werden wir auch mal in Neuendorf anlegen, mĂŒssen nur frĂŒh da sein, der Hafen ist relativ klein. ZurĂŒck ging es mit dem Inselbus, einem echten ÖPNV-GefĂ€hrt mit Dieselmotor. Sowas gibts auch auf der autofreien Insel Hiddensee.

Von Vitte aus haben wir, weil Wind und Wetter fĂŒr eine Runde um Kap Arkona nicht passend waren, einen Abstecher nach Breege (12,5 sm) gemacht. Das hĂ€tten wir uns eigentlich sparen können. TINKA und MISTRAL auf dem Weg nach BreegeViel Wind (W4, Boen 5-6) , Regen, unter Motor gegenan - so richtig toll war das nicht. Auch der Hafen hat uns nicht gefallen. Riesige 12m-Boxen ohne eine vernĂŒnftige Abgrenzung zur Seeseite hin haben schon das Anlegen zur Qual gemacht und die NĂ€chte waren durch den auflandigen Schwell auch nicht gerade ruhig zu nennen. EntschĂ€digt hat uns etwas die Allee nach AltenkirchenGegend um Breege herum. Mit gepflegten GĂ€rten, einer alten Allee nach Altenkirchen, einem kleinen gemĂŒtlichen Örtchen mit einer schönen alten Kirche, rund 2 km von Breege entfernt, die wir gelaufen sind, um in der nĂ€chsten Tankstelle Nachschub fĂŒr unseren Aussenborder zu holen.

NatĂŒrlich wurden wir auch hier wieder eingeweht, der Wetterbericht verhiess nichts gutes und wir blieben also noch eine Nacht.  

Bei der nĂ€chsten sich bietenden Gelegenheit, als der Wetterbereicht fĂŒr die nĂ€chsten Tage Hoffnung auf schönen Westwind machte, sind wir dann die 12,5 sm zurĂŒck nach Vitte gesegelt, bereit fĂŒr den Sprung um Kap Arkona herum.

In Vitte bekamen wir wieder gute LiegeplĂ€tze, Ă€hnlich wie ein paar Tage vorher. Die gesamte Truppe in Vitte beim GrillenAbends wurde wieder gegrillt - und wir waren nicht alleine auf dem Grillplatz. Eine Gruppe schwedischer Segler, die auf dem Wege nach Stralsund waren, um dort an den Wallenstein-Tagen teilzunehmen, durften unseren Grill mitbenutzen, dafĂŒr haben wir bei ihren Liedern mitgesungen.Man glaubt es kaum, aber "In MĂŒnchen steht ein HofbrĂ€uhaus" und Ă€hnliches urdeutsches Liedgut ist in Schweden gar nicht so unbekannt... Wir hatten zusammen jedenfalls viel Spass. Und die MĂŒcken haben sich auch wieder ĂŒber Frischfleisch gefreut.

Am nĂ€chsten Tag kam es dann so, wie wir es uns gewĂŒnscht hatten. Sonniges Wetter, ein brauchbarer Wind um 3 aus sĂŒdlichen Richtungen, so sind wir in Richtung Kap Arkona aufgebrochen. Am Kap wurden dann ein paar Runden gedreht, damit jeder jeden mit dem Kap im Hintergrund fotografieren konnte und nachmittags sind wir dann gerade noch rechtzeitig vor dem nĂ€chsten Unwetter nach 26 sm in Lohme eingelaufen.

Hafenausfahrt VitteMISTRAL bei Kap Arkona

Lohmes Hafen ist eigentlich ganz nett. Durch die Molen ziemlich geschĂŒtzt, gut gelegen unterhalb des Ortes, den man ĂŒber eine steile Treppe erreichen kann. Nur die Boxen waren wieder einmal nicht fĂŒr unsere BootsgrĂ¶ĂŸe vorgesehen und wir mussten unsere langen Leinen hervorholen. Brötchen konnte man am Kiosk direkt am Hafen vorbestellen und die SanitĂ€ranlagen waren ebenfalls in Ordnung.

LohmeEinen Haken hat allerdings dieser gĂŒnstig gelegene Hafen - es stinkt. Und zwar zum Himmel. Direkt vor unseren LiegeplĂ€tzen kam ein Rohr von rund 50 cm Durchmesser aus der Erde, aus dem ein Abwasserrinnsal vor sich hinplĂ€tscherte. Nach dem unvermeidlichen Regenschauer schoss aus diesem Rohr eine wahre Abwasserflutwelle heraus, die in kurzer Zeit das Wasser des Hafens völlig durchsetzte. Es stank, als ob man in einer Kloake gelegen hĂ€tte. Vermutlich hĂ€ngt die gesamte Abwasserentsorgung von Lohme an diesem Rohr, dessen Ende wie beschrieben seine ErgĂŒsse direkt ins Hafenbecken entlĂ€sst. Noch am nĂ€chsten Morgen stank es wie die Pest und wir waren froh, diesen garstigen Ort schnell verlassen zu können.

MISTRAL vor den KreidefelsenBei herrlichem Wetter ging es um die Kreidefelsen herum in Richtung Sassnitz. Die Sonne schien, es war schön warm und der Wind blies schwach bis mĂ€ĂŸig aus West. Vor den von der Sonne beschienenen Kreidefelsen wurde zwischen den Ausflugsdampfern solange hin- und hergesegelt, bis auch alle Schiffe ihre Fotos im Kasten hatten. Gaby nutzte die Gelegenheit, in Sichtweite der KĂŒste schwimmen zu gehen und liess sich mit dem Rettungskragen hinterherziehen.

Nach 11 sm in Sassnitz angekommen bekamen wir LiegeplĂ€tze an Heckdalben vor der Ostmole, weil vom geplanten Yachthafen noch nichts fertiggestellt ist. Die alten Stege sind abgerissen, wo die neuen hingebaut werden sollen, ist gĂ€hnende Leere. Also blieb nur die rund 2 km lange Ostmole, die von den Touristen zum Wandern zum Leuchtfeuer an der Hafeneinfahrt genutzt wird. Wandern durften wir ebenfalls. Vom Liegeplatz rund 1,5 km bis zu den SanitĂ€ranlagen. Da muss man sich rechtzeitig ĂŒberlegen, wenn man's mal nötig hat...TINKA und MISTRAL

Trotzdem hat auch der Hafen von Sassnitz seine "schönen" Seiten, wenn man diese denn als solche ansehen will. Es ist auf unserem Törn bisher der einzige Hafen, der seinen Namen auch verdient. Mit grĂ¶ĂŸeren Schiffen, Fischereibooten, KrĂ€nen, Fischbuden, YachtausrĂŒstern, Touristenrummel und vielem anderen mehr, was das "Flair" eines richtigen Hafens ausmacht.

Leider nutzt einem Kleinkreuzerbesitzer dieser Flair nicht viel, wenn in der Nacht der Starkwind mit Macht das Hafenwasser derart aufwĂŒhlt, dass man Angst um seine Klampen bekommt. Wir sind direkt am nĂ€chsten Morgen zum YachtausrĂŒster und haben fĂŒr unsere Festmacherleinen Ruckfender gekauft und angebracht. Auf Dauer hĂ€lt diesen Schwell kein Schiff aus. Auch hier machte uns wieder der Wetterbericht Striche durch die Rechnung, bald weitersegeln zu können. Teilweise wurden Windwarnungen mit Böen bis WindstĂ€rke 10 ausgegeben, so dass wir es vorzogen, doch lieber im Hafen zu bleiben.

AVALON in SassnitzSo wurde Sassnitz erstmal zu Fuss erkundet. Es gibt schöne alte Hotels, teilweise restauriert, teilweise dem Verfall preisgegeben - ĂŒberhaupt stehen wie auch in Stralsund viele HĂ€user leer, die Fenster sind mit Brettern vernagelt und von den Fassaden bröckelt mindestens der Putz. FĂŒr manche Dinge scheint Geld da zu sein - z.B. fĂŒr eine ĂŒberdimensionale hochmoderne FussgĂ€ngerbrĂŒcke von der Stadt zum Hafen, deren Nutzen uns ziemlich fraglich erschien. Vermutlich aus einem EU-Topf bezahlt, der gerade mal offen war...

Weil uns durch die unfreiwilligen Hafentage die Zeit weglief - wir wollten eigentlich noch ein paar Tage das Mönchgut und die SeebĂ€der erkunden - planten wir um und mieteten uns einen Leihwagen, mit dem wir dann die Erkundungen von Land aus machten. Auf dem Wege nach Binz wurde ein kurzer Zwischenstop in Prora eingelegt, wo wir die gewaltigen GebĂ€ude des frĂŒheren KdF-Bades in Augenschein nahmen und in einer Halle einen Trödelladen fanden, der unzĂ€hlige StĂŒcke aus alten DDR-Zeiten zum Verkauf anbot. Vieles war richtiger Trödel und ebenso ĂŒberteuert. BĂ€derarchitektur in Binz

Binz war der turbulente Badeort schlechthin. Viel Trubel, massenhaft Touristen, man merkte, dass hier Hochsaison war. Den hervorragend restaurierten und neu errichteten Hotels an der Strandpromenade merkte man an, dass man sich hier im mondĂ€nsten Seebad RĂŒgens befand. Fehlt nur noch ein Yachthafen... ;-)

Von einem Parkplatz vor der Stadt aus fuhr - in der ParkgebĂŒhr enthalten - eine "Straßen-Bimmelbahn" zum Jagdschloss Granitz, das ebenfalls auf unserer Liste der zu besichtigenden Objekte stand. Angekommen, Eintritt bezahlt, ein kurzer Rundgang, so gut wie keine Einrichtung - hmmm, soo doll war das nicht. Selbst die Marmorblöcke, aus denen anscheinend die WĂ€nde bestehen, sind nur aufgemalt. Und die gusseiserne Treppe (sieht wirklich schick Treppe von Granitzaus) auf den Turm wollten alle Besucher besteigen. Ein Aufpasser liess aber immer nur kleine GrĂŒppchen hinauf, weil die Treppe nicht mehr als 30 Personen trĂ€gt. Wir haben es uns dann verkniffen, denn so lange warten wollten wir auch nicht.

Also zurĂŒck nach Sassnitz. Und ein StĂŒckchen weiter, in eine Straße die zu den Wissower Klinken fĂŒhrt. Diesen Waldweg Straße zu nennen, wĂ€re ĂŒbertrieben. Wir haben uns auf dem ĂŒber 2 km langen Weg mehrmals gefragt, ob wir uns nicht auf einem verbotenen Weg befinden. Aber am Ende des Weges stand die GaststĂ€tte "Waldhalle", eine Menge Autos, und nach einem kurzen StĂŒckchen Fußweg konnten wir den Blick auf die Ostsee ĂŒber die Kreidefelsen geniessen.

Blick von den Kreidefelsen auf die RĂŒgensche KaribikAls wir mit passendem Wind - DP07 gab W 4 durch - Sassnitz dann wieder in Richtung Gager verliessen, winkte uns kurz hinter der Hafeneinfahrt Bernhard mit seiner Ruderpinne zu. Ruderpinne? Ja - beim etwas zu schnellen rĂŒckwĂ€rts Ablegen aus der Box ist das Ruder umgeschlagen, er hat die Pinne festgehalten und knacks - war die abgebrochen. Wir also hin, Akkuschrauber rĂŒbergereicht, und nach einer Viertelstunde hatte er den Pinnenrest wieder so fest, dass er weitersegeln konnte. Der Rest der Fahrt verlief ziemlich unspektakulĂ€r. Der Wind kam bis zum SĂŒdperd aus SW, so dass wir einen Am-Wind-Kurs laufen konnten, danach war motoren angesagt. 
Ankern vor Gager
Kurz vor Gager in der Hagenschen Wiek war das Wetter dann so schön, dass wir einen Badestop einlegten. Auf 3 m Wassertiefe warfen wir die Anker, schwammen um die Boote und genehmigten uns noch ein verspÀtetes kleines Mittagessen, bis wir kurz vor 6 Uhr in den Hafen von Gager einliefen. Mit Hilfe des Hafenmeisters legten wir in drei nebeneinanderliegenden Boxen vor Heckbojen an. Mit 26 sm war die Strecke ebenso weit wie der Schlag um Kap Arkona herum.

Gager war unser letzter gemeinsamer Hafen, denn Joachim und Susanne und auch Bernhard und Andrea wollten am nĂ€chsten Tag weiter, weil sie nur 14 Tage Seefahrt eingeplant hatten.Mönchgut bei Gager Zu einem Abschiedsessen gingen wir abends in das Hafenrestaurant - schauten in die Karte, schauten uns an - und verliessen es ganz schnell wieder. Die glauben allen Ernstes, dass Segler reiche Leute sind, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Ein banales "Kotelett an irgendwas" sollte schon 13,50 Euro kosten und das war noch ein preiswertes Gericht. Ein paar Ecken weiter, kurz hinterm Hafen rechts gab es dann eine kleine gemĂŒtliche Kneipe "Klönstuv", wo uns dann der Wirt höchstpersönlich einige Kammkoteletts auf dem Holzkohlengrill preiswert anrichtete.

Wir haben uns am nĂ€chsten Tag FahrrĂ€der gemietet (sehr preiswert bei der Kurverwaltung Gager) und sind noch etwas ĂŒber die Halbinsel um Gager herum gefahren. Groß-Zicker mit seiner alten Kirche und dem Pfarrwitwenhaus stand ebenso auf dem Programm wie der Ostseestrand bei Lobbe. Ein Museumsbesuch in Göhren rundete unseren Ausflug ab.

Nach einer weiteren Nacht in Gager sind wir bei WindstĂ€rke 4 aus Ost in Richtung Lauterbach aufgebrochen, wo wir 10 sm letzten Endes unter Motor, weil der Wind nachliess, in der ImJaich-Marina festmachten. Vor der Insel VilmDie ist modern, gut durchorganisiert, Brötchen gibts beim Hafenmeister auf Vorbestellung, nur mit den Boxen mĂŒssen die noch etwas ĂŒben. An unserem Liegeplatz waren HeckpfĂ€hle fĂŒr zwei Boxen, jedoch drei Liegeplatznummern am Steg. Unsere Box war "grĂŒn" gekennzeichnet und prompt kam kurz nach uns der "Besitzer" und scheuchte uns zur Seite, weil "sein" Platz "rot" war. Egal - ein Platz weiter links, auch gut.

Ein Spaziergang am Nachmittag fĂŒhrte uns zum Stadthafen, wo ein kleiner Flohmarkt stattfand. Der Rest des Ortes schien uns ziemlich uninteressant, einen kleinen BĂ€cker fanden wir - ein Supermarkt ist ziemlich weit vom Hafen entfernt. Zur Tankstelle sind es mindestens 2 km.

Am nĂ€chsten Tag nutzten wir die Chance, mit dem "Rasenden Roland" zu fahren, der Rasende Roland qualmt mal wieder mĂ€chtigdessen Bahnhof direkt am Hafen liegt. Eine Fahrt beinahe ĂŒber die Gesamtstrecke, von Lauterbach bis nach Sellin (es folgt nur noch Göhren, aber da waren wir ja schon) fĂŒhrte uns durch die schöne hĂŒgelige Landschaft SĂŒdrĂŒgens. Viel Gegend, Wiesen, Brachland, WĂ€lder und sehr dĂŒnn besiedeltes, wenig bebautes Land wechselten einander ab. Bei einem Zwischenstop in Putbus hatten wir Zeit, den "Circus" anzusehen - hmm, nicht besonders aufregend...

Leider kamen wir am folgenden Tag nicht weiter. Der Wetterbericht sagte nördliche Winde von 7-8 voraus, mit Böen um 10. Also nochmal mit dem "rasenden Roland" nach Putbus. Einem Spaziergang durch den Park folgte ein Besuch im ehemaligen Affenhaus des abgerissenen Schlosses, das heute ein gut sortiertes und liebevoll zusammengestelltes Spielzeugmuseum beherbergt. Bei einer Runde durch den Ort fiel uns, wie schon öfters in RĂŒgen gesehen auf, dass sehr viele HĂ€user leer standen. Auch der "Circus" besteht zum Großteil nur aus renovierten Fassaden, hinter denen leere RĂ€ume gĂ€hnen.

Massendurchfahrt durch die ZiegelgrabenbrĂŒckeWeil wir eigentlich noch ein paar Tage nach Hiddensee wollten, haben wir den Wetterbericht fĂŒr Montag als fĂŒr uns gĂŒnstig definiert. Bei SĂŒd bis West 5-6 und einer Windwarnung, die Böen bis StĂ€rke 7 voraussagte, sind wir (weil wir den Greifswalder Bodden quasi unter Landabdeckung befuhren) in Richtung Stahlbrode aufgebrochen. Ab Eingang des sĂŒdlichen Strelasundes mussten wir allerdings gegenan motoren, eine ziemliche Schaukelei. Wir waren aber gut in der Zeit und haben uns dann vor Stahlbrode entschlossen, direkt bis Stralsund durchzufahren. Also den "Hebel auf den Tisch gelegt" und wir waren genau zur Öffnung derStralsund City-Marina ZiegelgrabenbrĂŒcke vor Ort. Nach 24 sm haben wir im Stadthafen von Stralsund angelegt.

In den nĂ€chsten Tagen haben wir ausgiebig Stralsund und seine Museen besichtigt. Eine Weiterfahrt nach Hiddensee hĂ€tten wir uns gewĂŒnscht, aber bei stĂ€ndigem Wind aus westlichen Richtungen um 6-7 und kaum noch Sprit im Tank ist daraus nichts geworden. Am letzten Tag haben wir noch einmal einen kurzen Blick aus AltefĂ€hr nach StralsundAbstecher nach AltefĂ€hr gemacht, sind dort am Strand entlang gewandert - sind bei schaurigen Starkwindböen nass geworden - und haben noch einmal zĂŒnftig im Hafenrestaurant zu mittag gegessen.

Abends wurde dann im Ausgangshafen DĂ€nholm-Nord festgemacht, der Mast gelegt und das Schiff zusammengepackt. Joachim und Susanne, die noch eine Woche Badeurlaub ohne Schiff hinter sich hatten, kamen - Überraschung! - noch einmal auf einen Kaffee kurz zu Besuch und wir haben noch einmal die gemeinsamen Tage und die letzte Woche Revue passieren lassen. Ein schöner Ausklang eines schönen Törns.

Am Samstag sind wir frĂŒh aufgestanden, ich habe um 8 Uhr nach einem Spaziergang ĂŒber den RĂŒgendamm in Stralsund den Mietwagen abgeholt, und - wir waren nicht die einzigen am Kran - um halb 12 stand "AVALON" fertig verzurrt auf dem Trailer. Auf dem RĂŒckweg hörten wir von einem 30 km langen Stau auf der A1, so dass wir ab Bremen wieder zurĂŒck ĂŒber die A7 in Richtung Hannover gefahren sind, um dann ohne Stau ĂŒber die A2 gut nach Hause zu kommen. Gegen Mitternacht war dann das Schiff auf dem Platz abgestellt, der Mietwagen abgegeben und wir endlich zu Hause.
Abschlussabend in DĂ€nholm

 

 

 



 

 

 

 

Vielen Dank an Joachim und Susanne fĂŒr die zur VerfĂŒgung gestellten Fotos.


©
Reinhard Glotzbach